
Ein wahrlicher Location-Treffer: der Drehort Tschechien und insbesondere Karlsbad als Schwerpunkt für (das) »Casino Royale« im offiziellen 21. Bond-Spielfilm der berühmten Serie
Ein unscheinbares Ereignis aus seiner Zeit als aktiver Nachrichtendienstmitarbeiter des britischen Geheimdienstes diente Ian Lancaster Fleming als Aufhänger für seinen ersten James Bond-Roman »Casino Royale«. Auf einer Dienstreise nach Amerika legte der Autor als persönlicher Assistent des Marinegeheimdienstchefs mit seinen Vorgesetzten, Konteradmiral John H. Godfrey, auf dem Weg in die USA im Juni 1941 einen Zwischenstopp in Lissabon ein. Da Portugal zu jenem Zeitpunkt des Krieges neutral war, stellte die Hauptstadt ein riesiges Sammelbecken für Flüchtlinge und Agenten aus aller Herren Länder dar. Der damals Dreiunddreißigjährige schlug seinem Chef vor einen Besuch im nahe liegenden Estoril zu machen. Der Ort galt als internationales Sammelbecken für Spione im Zweiten Weltkrieg. Dort soll der ehemalige Reuters Korrespondent dann laut seiner Aussage probiert haben feindliche deutsche Agenten am Spieltisch finanziell zu schädigen. Mit einem Einsatz von 50 britischen Pfund (andere Quellen nennen 500 Pfund) hätte Fleming versucht einen gegnerischen Vorgesetzen des deutschen Nachrichtendienstes zu bezwingen, aber nach drei Einsätzen hätte er alles Geld verloren gehabt.
Interne Quellen innerhalb der Fleming-Foundation weisen heute darauf hin, dass Flemings ehemaliger Vorgesetzter Godfrey diese Legendenbildung später widerlegte, in dem er klarstellte, dass diese Erzählung der puren Phantasie des Bond-Autoren entsprungen sei. In Wirklichkeit habe man nur gegen eine Gruppe portugiesischer Geschäftsleute gespielt – und verloren. Danach hätte Ian Fleming in seinem jugendlichen Eifer auf dem Rückweg vom Casino zu ihm etwas gesagt im Stile von „... was wäre, wenn dies deutsche Geheimagenten gewesen wären und stellen Sie sich vor, wir hätten sie um ihr Geld bringen können. Das wäre doch aufregend gewesen!“ – Jedenfalls stellt diese kurze Episode einen immanent wichtigen Baustein in der Entwicklung der fiktiven Heldenfigur James Bond dar, in der sie sich von zahlreichen Helden der Postmoderne unterscheiden wird. Mit Beginn der Romane über den legendären Doppel-Null-Agenten erfuhr der Charakter der Figur eine Symbiose hinsichtlich eines ewigen Sieger in den Jet-Set-Spielhöllen dieser Welt. Ausgestattet mit den Glücks-Genen eines „Disneyschen Gustav Gans-Erpels“ erweist sich dieser Held am Ende immer als Gewinner, der aber weniger einer Spielsucht verfallen ist, sondern seine beruflichen Gegner und vielen Frauenbekanntschaften in einer Art Vorspiel diese im Vorfeld bezwingt, bevor es zum Ernst der Sache geht.
Aufgrund rechtlicher Grundlagen waren die Erben eines der Schöpfer der Originalfilmserie erst Anfang des neuen Jahrtausends in der Lage den Erstlingsroman Ian Flemings für die Leinwand als ernsthaften Agententhriller zu adaptieren. Eine äußerst misslungene TV-Version des US-Senders CBS aus dem Jahre 1954 und eine Film-Persiflage aus dem Jahre 1967 waren der Buchvorlage wenig gerecht geworden, so dass man mit einem Neustart der Serie die besten Vorraussetzungen für eine gelungene modernisierte Umsetzung des Romans sorgte, der in mentaler Hinsicht und Machart vor der Verfilmung von »James Bond 007 jagt Dr. No« (1962) angesiedelt worden ist.
War im Vorfeld der Produktion für kurze Zeit das südafrikanische Hotelressort „Sun City“ als passende Kulisse für den Film im Gespräch gewesen entschied man sich schließlich für Tschechien als Hauptproduktionsstandort. Auf Außenaufnahmen von Prag in klassischer Postkartenmanier verzichtete man bei dieser Bond-Produktion fast gänzlich, da in den letzten Jahren zahlreiche Hollywoodproduktionen, wie »Mission Impossible« »Tripple X«, oder »Blade II« davon schon rege Gebrauch gemacht hatten. Neben Studioaufnahmen in den Pragerstudios in Modrany und Barrandov wurden 2006 auch Loction-Shots für die Anfangssequenz des Films im hypermodernen „Danube“-Bürocenter in der Prager Vorstadt Karlín abgedreht.

Danube-Haus in Prag
Des weiteren entstand eine Szene im Prager National-Museum am Wenzelsplatz. Hier doubelten das Interieur der Rezeption und des Treppenhauses für das venezianische Grandhotel, in dem Vesper und Bond einen romantischen Kurzurlaub verbringen. Die Außenfassade des für die im Film in Miami angesiedelte „Körperweltenausstellung Gunter von Hagens“ genutzten Gebäudes ist in Wirklichkeit das Marmormausoleum der Nationalgedenkstätte in Vítkov. Zum Einsatz kamen auch Bereiche des Prager Flughafens, wie Terminals und Außenflächen, die im Film in Teilen den Flughafen von Miami darstellten. Ms wutschnaubender Abgang bei Verlassen des Parlamentsgebäudes nach Bonds Mord an Molloka wurde in der Bibliothek des Strahov-Klosters gedreht.
Nach Ablauf der ersten Stunde des Films, in der mit dem neuen Bond-Darsteller Daniel Wroughton Craig nach fast 18 Jahren wieder ein härterer und realistischer Bond in Action präsentiert wird, widmet sich der Film schließlich der Romanvorlage.
Liest man Auszüge aus Flemings Roman bezüglich der Beschreibungen des fiktiven Ortes »Royale-les-Eaux« so finden sich Sätze wieder wie „ ... Royale (ohne das »Eaux«) hatte als kleines Fischerdorf angefangen, und sein Aufstieg zu einem modischen Badeort während des zweiten Kaiserreichs verlief genauso meteorhaft wie der von Trouville.
... Um die Jahrhundertwende, als es dem kleinen Badeort sehr schlecht ging und die Mode aufkam, das Vergnügen mit einer Badekur zu verbinden, wurde in den Hügeln hinter Royale einen natürliche Quelle entdeckt, die so viel Schwefel enthielt, dass das Wasser einen wohltuenden Eindruck auf die Leber hatte. Da alle Franzosen an Leberbeschwerden leiden, wurde Royale binnen kurzem zu »Royale-les-Eaux«, und »Eaux Royale«, das in röhrenförmigen Flaschen geliefert wurde, tauchte in Hotels und Speisewagen bescheiden am untersten Ende des Mineralwasserkarte auf...
... Das überladende Barock des »Casino Royale« wirkte jedoch irgendwie prächtig und erinnerte an die Eleganz und den Luxus des 19. Jahrhunderts ...
Flemings erfundene französische Ortschaft »Royale-les-Eaux« konnte mit der Wahl des westböhmischen Kurortes Karlovy Vary – auch heute noch unter dem Namen Karlsbad in aller Welt bekannt – durch die Filmproduzenten als filmisches Alter Ego kaum besser getroffen werden. Geschichtliche Daten und optisches Ambiente des ehemaligen Nobel-Kurortes der k. k. Monarchie zu Beginn des 19. Jahrhunderts ergänzen sich hinsichtlich Flemings Eigenkreation optimal. Das im Roman beschriebene „Hotel Splendide“ und das separate „Casino Royale“ liegen auf kurzem Wege nah bei einander und konnten vor Ort mit dem Grandhotel Pupp und dem direkt anliegenden Kaiserbad hervorragend umgesetzt werden.

Warum man in Drehbuch diesen Handlungsstrang unbedingt in der (Republik) Montenegro ansiedeln musste und nicht Karlsbad als realen Schauplatz beließ weiß der Himmel. Mit den doch häufig „gefakten“ Schauplätze in den letzten zwanzig Jahre innerhalb der Bondserie tut man sich bei Außenaufnahmen häufig kaum einen Gefallen, da man andauernd kenntypische Merkmale der jeweiligen Drehorte ausblenden muss. Hier spielte man leider mal wieder mit der allgemeinen Unwissenheit des Publikums, welches wahrscheinlich noch nicht mal in der Lage ist den jetzigen Namen der Hauptstadt Montenegros (ehemals Titograd) nennen zu können, geschweige denn zu wissen, wie es im Land der schwarzen Berge vorwiegend aussieht. Zahlreiche Gebäude und Säulen waren wegen des Films daher mit Werbeplakaten und Hinweisschildern in der ijekavischen Variante des Serbischen umdekoriert waren.
Karlsbad
Das für seine Mineralquellen berühmte Karlsbad wurde Mitte des 14. Jahrhunderts von Kaiser Karl IV gegründet. Der Sage nach entdeckte er den Ort, als einer seiner Jagdhunde in eine heiße Quelle fiel (vary heißt übersetzt „heiße Quelle“). Seit dem 18. Jahrhundert trafen sich hier die Reichen und Berühmten zu Wasserkuren.

Der Antlitz des Innenstadtkerns von Karlovy Vary untergliedert sich in zwei verschiedene Sektoren die in ihrem Erscheinungsbild kaum unterschiedlicher ausfallen könnten. Im Norden befindet sich das wenig sehenswerte Geschäftszentrum mit dem Hauptbahnhof. Das prunkvolle Kurzentrum mit seinen prachtvollen Bauten aus der Belle-Epoche, welches sich in südlicher Richtung durch das Flusstal der Teplá (Tepl) zieht, ist von waldreichen Höhen umgeben. Die für den Durchgangsverkehr weitgehend gesperrten Zone ermöglicht ein ruhiges und beschauliches Kurleben. Das Viertel beginnt in der T.G. Masaryka-Straße, welche in die Zaradní-Straße mündet. Die Bäder reihen sich in südlicher Richtung entlang der Teplá . Die beiden Straßen beiderseits des Flusses mit schönen Häusern aus dem 19. und 20. Jahrhundert sind durch viele Straßen und Fußgängerbrücken verbunden. Auch alle Quellen, die historischen Kolonnaden und die Mehrzahl der architektonischen Sehenswürdigkeiten findet man entlang des Flusses. Die im Bond-Film genutzten Schauplätze liegen alle 15 Minuten Fußweg auseinander.
Mühlbrunnkolonnade und Marktbrunnkolonnade
Die erste in »Casino Royale« zu sehende Aufnahme von Karlsbad ist an der Mühlbrunnkolonnade entstanden, welche im Film irgendeinen einen Bahnhof in einer ungenannten Stadt in der Republik Montenegro doubelt. Vesper Lynd und James Bond kommen hier an und werden von einem Chauffeur abgeholt (00:59.39). Die im Vordergrund gezeigten Kutschen sind keine Filmexponate sondern existieren wirklich. Leider sind Fahrten mit geschlossenen bzw. offenen Kutschen ein teures Vergnügen in Karlsbad.

Der prächtige Kolonnadenbau gehört zu den bekannten Ansichtspunkten der Stadt und wurde in den Jahren 1871 bis 1881 nach Plänen des Architekten Josef Zitek errichtet. Ursprünglich war die Anlage zweigeschossig angedacht gewesen. Das Bauwerk musste aber wegen Geldmangels reduziert werden. Der Renaissance-Bau mit drei Schiffen und 124 Säulen ist 132 m lang und 13 m breit. Auf der Brüstung der Terrasse befinden sich zwölf allegorische Statuen, welche die einzelnen Monate des Jahres repräsentieren.
Der Rolls Royce steht in Richtung Marktbrunnkolonnade als Bond und Vesper einsteigen (00:59.45). In der nächsten Einstellung sieht man den Wagen genau aus entgegen gesetzter Richtung die verkehrsberuhigte Zone die rund 300 m in Richtung Mühlbrunnkolonnade entlang fahren (00:59.56).

Die wunderschöne Marktbrunnkolonnade wurde 1883 nach dem Projekt der Architekten Fellner und Helmer als provisorischer Holzbau errichtet
In dieser Kolonnade entspringt die Ursprungsquelle Karls IV, die laut der Sage zur Gründung von Karlsbad führte. Die 1883 ursprünglich nur als provisorischer Holzbau vorgesehene Kolonnade hat ihr äußeres Erscheinungsbild bis heute beibehalten und gehört zu den begehrtesten Fotomotiven des Ortes.
Das Grandhotel Pupp als »Hotel Splendide«

Wort- und Zahlenfetischisten, die alles und jedes versuchen in Zusammenhang zu bringen werden bei »Hotel Splendide« ihren persönlichen Insidergag gefunden haben. Bekanntlich stellte das fiktive Hotel aus Flemings Roman den Filmtitel eine Komödie aus dem Jahr 2000 dar, in der ein bis dahin noch weitestgehend unbekannter Daniel Craig eine Hauptrolle hatte.

Im Film »Casino Royale« sieht man an dieser Stelle als erstes den Rolls Royce auf regennasser Fahrbahn an der Seite des Café Pupps auf den Vorplatz des Grandhotels einbiegen (01:00.54). Die davor fließende Tepl, wurde im Film kameratechnisch geschickt ausgeblendet.

Das Kaffeehaus ist berühmt für seinen Kuchen, die in der Tradition des Hotelgründers – des Zuckerbäckermeisters Johann Georg Pupp – erstellt werden.
Eine Gedenktafel für den Komponisten Ludwig van Beethoven weist auf seinen Kur-Aufenthalt aus dem Jahre 1812 hin. Die Beschriftung an der Außenblende des Cafés wurde für den Film extra abgeändert und bedeutet übersetzt „Kaffee-Gedeck“.

Am Eingang des Grandhotels hatte die Produktion eine spezielle Rundmarkissen-Abdeckung für den Film errichtet, die geschickt den ansonsten „wahren“ Namen des Hotelkomplexes verdeckte.
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Rezeption und Fahrstuhl des Grandhotels befinden sich hinter einem kurzen Durchgang und spielen in dem Film mehrfach eine Rolle (01:01.13). Der Fahrstuhl, der für Bonds Ego nicht groß genug war (01:01.53), ist entweder im Studio nachgebaut worden oder wurde vollständig mit Holz ausgekleidet, da der Original-Hotelfahrstuhl über eine erhöhte Spiegelabdeckung verfügt. Wahrscheinlich hätten sich bei den Aufnahmen der Kameramann und andere Mitglieder der Crew darin gespiegelt.
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Der zum Hotelkomplex zugehörige Parkplatz, auf dem der Aston Martin DBS steht, befindet sich auf der Rückseite hinter dem Kaffeehaus (01:02.12) und liegt gegenüber dem Parkhotel Pupp.
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Die Szene, bei der Bond und Mathis auf einem Balkon stehen (01:22.10), ist aus einem der Zimmer des Parkhotels heraus gedreht worden. Diese Zimmer sind kostengünstiger als die Apartments des Grandhotels. Direkt rechts daneben liegt der Eingang zum legendäre Pupp-Casino, welcher verständlicher Weise bei den Filmaufnahmen dezent ausgeblendet blieb. Parkhotel und Grandhotel bilden eine Einheit. Das gegenwärtige Aussehen der gewaltigen Anlage entstammt aus der Arbeit der Wiener Architekten Fellner und Helmer aus den Jahren 1905 – 1907. Die heutige Anlage entstand aus einer baulichen Zusammenlegung des „Sächsischen Saal“ mit dem „Böhmischen Saal“ und dem Kurhaus „Das Gottesauge“.
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Die späteren Szenen in Le Chiffres Hotelzimmer und der Kampf mit Obanno entstanden im Studio. In den meisten echten Luxushotels wird man kaum Louis Seize-Stühle vorfinden, da die Flure nicht breit genug sind. Eine Besonderheit im Grandhotel Pupp stellen zahlreiche riesige s/w-Fotografien berühmter Politiker und Filmschaffender dar, die in den vier Stockwerken verteilt in den Gängen hängen. Besonders regt eine ausgestellte Aufnahme von John Cleese zum Schmunzeln an, da man so behaupten könnte, dass „Q“indirekt doch in »Casino Royale« zugegen gewesen sei.
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Das romantische Dinner bei Kerzenschein (01:39.18) wurde zu später Stunde im Grandrestaurant des Hotels, dem ehemaligen „Auge Gottes“, aufgenommen. Flügel und Kerzenleuchter wurden als dekorative Elemente bei den Aufnahmen in die Szene integriert. Großflächige Fenster sorgen für einen weiten Blick nach außen, von dem man nicht nur sieht, sondern auch – wie auf einem Präsentierteller – gesehen wird.
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Die anschließende Entführung Vepers ist vor dem Haupteingang entstanden an dessen rechter Hotelfrontseite zahlreiche Boutiquen im Dunkeln gerade noch zu erkennen sind (01:41.49).
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Für Hardcore-Bondfans mit genügend großer Geldbörse bietet die Hoteldirektion übrigens ein besonderes Angebot das ganze Jahr über an: Ein dreitägiger Aufenthalt mit Besuch des Bierbades und der Burg in Loket (Elbogen), einem Abendessen im englischen Stil mit 007-Menü sowie ein Besuch auf dem Schießplatz. Die Preise belaufen sich nach Saisonverlauf und Auswahl der Zimmer zwischen 228 und 541 Euro pro Person (Stand Sommer 2007).
Das Kaiserbad als »Casino Royale«
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Der Weg vom Hotel Pupp zum Kaiserbad beträgt gerade mal drei Minuten Fussweg
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Das prunkvollste der fünf Karlsbader Kurhäuser ist das „Kaiserbad“ (Lazne I), welches Ende des 19. Jahrhundert für den österreichischen Kaiser Franz-Josef erbaut wurde. Während der Dreharbeiten wurde es zum Casino und damit zum Namensgeber des Films zweckentfremdet. Zahlreiche filmspezifische „CR“-Logos sind auch rund ein Jahr nach Abschluss der Dreharbeiten noch an Außen- und Innentüren angebracht.
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Auf dem Kopfsockel einer großen Drehtür direkt hinter dem Haupteingang befindet sich noch eine Metall-Vignette mit dem Casino-Logo. Über eine große Treppe gelangt man in den ersten Stock zum „Zandersaal“, auf der sich Felix Leiter dem Geheimagenten als »Bruder aus Langley« zu erkennen gibt (01:28.23). Der Zandersaal stellt im Film den großen Casino-Raum dar, während die entscheidenden Szenen im »Salle privée« in den Prager Filmstudios entstanden.
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Das Kaiserbad wurde am 6. Mai feierlich eröffnet und von den bekannten Wiener Baumeistern Friedrich Fellner und Hermann Helmer erbaut. Der prunkvolle Bau steht heute unter Denkmalschutz. In den späten Jahren der k. k. Monarchie galt das Architektenteam als bedeutendste Erbauer von Theatern. Beim Kaiserbad brachten sie ihre beruflichen Erfahrungen, die sie durch den Bau von 48 Theatergebäuden und Konzertsälen in Europa gemacht hatten, zur Geltung, weshalb das Äußere des Kaiserbades an ein Theater erinnert. Ihr Baustil hatte eine neue Epoche in der Architektur des 20. Jahrhunderts eingeleitet. Durch ihren Stil schlugen die beiden neue Wege im Städtebau ein: weg von der streng italienischen Renaissance zur Wiederentdeckung des Barocks bis hin zum Jugendstil.
Die Hauptfront des Gebäudes ist reich verziert und im oberen Teil befinden sich Gravuren
der Namen hiesiger verdienstvoller Ärzte. Der Zandersaal enthielt ursprünglich verschiedene Geräte zur Ausübung der mechanischen Heilgymnastik nach Dr. Zander an. Die hohe Decke des Saales mit reicher Rippenverzierung sollte den Eindruck eines gotischen Saales erwecken, an den Seiten hängen Gemälde mit Darstellungen aus der antiken Mythologie. Im Hause befanden sich früher insgesamt 90 Badezimmer für Heilbäder mit eigenen Ruheräumen.
Seit 1996 findet jedes Jahr im April der bekannte „Frühjahrsball“ im Zandersaal statt, der von Oron-Michael Kalkert organisiert wird. Die Veranstaltung für rund 700 Gäste stellt eines der großen europäischen Adelstreffen dar, welches in Konkurrenz zum Wiener Opernball gesehen wird.
Abschliessend zum Kapitel „Karlovy Vary“ noch drei ausklingende weitere Nachtaufnhamen vor dem Grandhotel Pupp, welche die Szene von Vespers Lynds Entführung repräsentieren.
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Loket
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Zum Abschluss sollte man einen kleinen Abstecher ins 6 Kilometer entfernte Loket (Elbogen) machen, der für den Bondfan das Gesamtbild der Filmaufnahmen vervollständigt. In dem kleinen mittelalterlichen Städtchen trifft der Geheimagent mit Vesper Lynd auf seinen Kontaktmann René Mathis (Giancarlo Giannini). Zwei als niedrige Emporen erbaute Holzbühnen im edel-hochwertigen Biergarten-Outfit wurden extra für den Film gebaut und in Mitte des Marktplatzes aufgestellt, der ansonsten als Besucherparkplatz genutzt wird. Die sich gegenüberliegend ansässigen beiden Goethe-Hotels wurde hinsichtlich ihrer Schriftkennung für den Film möglichst unkenntlich gemacht. Das kleinere Hotel weist im Hintergrund noch seine drei Sterne auf (01:03.10) während beim berühmteren „Weißen Rösl“ noch kurz der Original Schriftzug „bily kun“ im Film kurz zu erkennen ist (01:04.15).
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Laut der Bedienung des Drei Sterne Hotels soll der Besitzer auch ein paar Photos von den Dreharbeiten gemacht haben. Vielleicht trifft ein versierter Bondfan bei einem zukünftigen Besuch den Inhaber mal an und bekommt ein paar nette Anekdoten zu hören.
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Fazit
Karlsbad ist von Deutschland nicht all zu weit entfernt und von den Kosten sehr überschaubar. Eine gute Bahnverbindung ermöglicht neben dem Auto eine gelungene Anreise. Ein vortrefflicher Widererkennungswert ist garantiert und das Gesamterscheinungsbild des Kurortes ist in architektonischer Hinsicht weitaus schöner und beeindruckender als es der Film zulässt. Alle mal mindestens ein Tagesausflug wert.
Greetings from the photographer